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William of Gornfrey: Schlacht von Stoke (16. Juni 1487)

Montag, den 16. Juni 2008

Leichen säumen den Weg, wohin das Auge blickt, sieht es nur blutgetränke Erde und abgehackte Körperteile und verendete Pferde. Hier und da suchen Männer zwischen den Toten nach Angehörigen oder Freunden. Immer wieder ist ein Röcheln oder Keuchen zu hören, wenn sich einer der nieder gemetzelten Körper plötzlich bewegt und der totgeglaubte Mann wieder zu Bewusstsein gelangt. Bei einem näheren Blick auf die verstümmelten Gliedmaßen wird er sich wünschen, doch für immer das Leben ausgehaucht zu haben und nicht nur für ein paar Stunden die Besinnung verloren zu haben.
Es bleibt zu hoffen, dass dies nun endlich die letzte Schlacht war, die unser Land in diesen blutigen Zeiten erleben muss, denn langsam sind die Familien am Ende, die jungen und kräftigen Männer sind in den Schlachten der Vergangenheit gefallen oder sind verkrüppelt und kaum dazu in der Lage, ihr Gut ordentlich zu verwalten. Ihre Söhne wiederum mögen voller Kampfgeist sein und darauf brennen, die Schmach des Vaters zu vergelten, doch es muss endlich ein Einsehen geben, dass diese Kriege und schlachten unser Land zerstören werden.
Am heutigen Tage hat ein Betrüger es geschafft, ehrbare Männer aufeinander zu hetzen und ihr Leben sinnlos hinzugeben. Diesen wilden Treiben muss endlich Einhalt geboten werden, denn längst sind wir zu schwach, uns ernsten Angelegenheiten außerhalb unseres Landes zuzuwenden oder womöglich einen Angriff von außen abzuwehren.
Es bleibt zu hoffen, dass die Vernunft einkehrt – in jedes englische Haus – und der Friede innerhalb des Landes dauerhaft gewahrt wird.

Darstellung eines Wikingerschiffs

Mit der Schlacht von Stoke am 16. Juni 1487 werden die Rosenkriege, die die englische Gesellschaft über mehrere Jahrzehnte in Atem gehalten hatten, als endgültig beendet angesehen. Nach Auffassung einiger Historiker endeten diese bereits 1485 mit der Schlacht von Bosworth und der anschließenden Krönung Henry Tudors zum König von England (Henry VIII). Doch in der Folgezeit gaben traten immer wieder Betrüger auf die Bildfläche, die sich als Edward Plantagenet ausgaben oder behaupten, ein anderer bisher unbekannter Nachfahre des Hauses York zu sein und damit Anspruch auf den englischen Thron zu haben.
Lambert Simnel war einer dieser Betrüger, der sich als Neffe der beiden vormaligen englischen Könige Edward IV und Richard III ausgab.
Eigentlich war die Herrschaft des Hauses Tudors und das Ende der Rosenkriege durch die Heirat Henry VII mit Elisabeth of York besiegelt, doch gefestigt war dieses neue Geschlecht noch nicht. Der zu diesem Zeitpunkt einzige Thronerbe war Edward Plantagenet, ein Cousin der Königin, der im Tower in London gefangen gehalten wurde. Als sich das Gerücht verbreitete Edward wäre im Tower gestorben, nutzte der Priester Roger Simon die Gelegenheit und streute das Gerücht, dem jungen Thronerben sei die Flucht aus dem Tower gelungen. Er behauptete der junge Thronanwärter befände sich in seiner Gesellschaft und konnte mit dieser Version einige Angehörige des Hauses York für sich gewinnen, die ihn fortan unterstützten. Lambert Simnel, der Schüler des Priesters war, wurde kurzerhand als Edward Plantagenet ausgegeben. Obwohl es im Hause York höchstwahrscheinlich die Einsicht gab, dass Simnel ein Betrüger und nicht der wahre Erbe war, wurde ein Heer aufgestellt, das am 16. Juni 1487 bei Stoke auf die Truppen des Königs stieß. Nach nur wenigen Stunden endete die Schlacht mit einem Sieg der Anhänger des Königs.
Auch nach der Schlacht von Stoke traten immer wieder „falsche Prinzen“ auf, die aber keine große Anhängerschaft mehr hinter sich versammeln konnten. Die Rosenkriege können damit definitiv als beendet angesehen werden.

Zwei englische Adlige: Schlacht von Tewkesbury (4. Mai 1471)

Sonntag, den 4. Mai 2008

„Ralph, hast Du es schon gehört – der Bengel ist tot! Das Haus Lancaster ist am Ende!“
„Wirklich, sag, dass das wirklich wahr ist Harry!“
„Du kannst es mir glauben, ich habe gesehen, wie sie seinen leblosen Körper durchs Gras geschleift haben und auch Heinrich und diese französische Furie sing gefangen.“
„Welch Segen, Harry, so können wir endlich auf unsere Güter zurückkehren und versuchen wieder aufzubauen was in den letzten Jahren zerstört wurde oder einfach liegen geblieben ist. Meine Marie weiß vermutlich gar nicht mehr wie ich aussehe, geschweige den der kleine John und der kleine Peter, die beiden haben ihren Vater ja kaum jemals zu Gesicht bekommen, ständig wurden wir an den Hof gerufen und mussten in eine Schlacht nach der anderen ziehen.“
„Jetzt wird endlich wieder Ruhe einkehren in unsere Heimat, die Rebellen sind besiegt und haben nun keine Argumente mehr unser Land in weitere Unruhen zu stürzen. Hoffen wir nur, dass sie nicht von irgendwoher einen Bastard hervorholen, der angeblich erbberechtigt wäre.“
„Nein Harry, dass kann ich mir nicht vorstellen. Der junge Edward war doch der einzige Sprössling, der noch einen Anspruch hätte anmelden können, gleich wie nichtig er auch war – genügend Unglück hat er über unser Land gebracht.“
„Ich bin auch müde, Ralph, ich möchte nur noch nach Hause und in Frieden leben.“

Die Schlacht von Tewkesbury fand nur kurze Zeit nach der Schlacht von Barnet statt, in der der Earl of Warwick getötet worden war. Damit hatten die Truppen des Hauses Lancaster ihren Anführer verloren, doch Margarete von Anjou zögerte nicht und führte die Truppen gemeinsam mit Edward of Westminster gegen das Haus York. In der Grafschaft Gloucestershire trafen die beiden Heere dann aufeinander.
Die Armee des Hauses Lancaster wurde vom jungen Edward und Edmund Beaufort, Herzog von Somerset angeführt, die beide über keine allzu große militärische Erfahrung verfügten. Das Heer des Königs war dieser Armee vor allem taktisch überlegen.
Mit der Schlacht von Tewkesbury am 4. Mai 1471 endete eine Phase der Rosenkriege, da das Haus Lancaster in dieser Schlacht seinen letzten Thronanspruch verlor. Edward of Westminster, Prince of Wales, der Sohn von Henry VI. und Margarete von Anjou war in dieser Schlacht oder unmittelbar danach getötet worden.
Da auch der im Tower gefangen gehaltene Henry VI. getötet wurde, hatte das Haus Lancaster keinen Thronerben mehr in den eigenen Reihen, sodass in England zunächst eine Phase relativer Ruhe einsetzte. Diese sollte bis zum Tod König Edward IV. im Jahr 1783 anhalten.

Geschichtsstudent: Thronbesteigung Henry V. (20. März 1413)

Donnerstag, den 20. März 2008

Henry, Henry und noch ein Henry – da blickt man ja nun wirklich nicht mehr durch.
Warum konnten die Engländer bei der Namensgebung ihrer Könige nicht etwas kreativer sein? Wollten sie späteren Generationen das Leben ganz bewusst erschweren oder sind ihnen wirklich keine anderen Namen eingefallen oder hatten sie schlicht Angst, den Namen ihrer Kinder zu vergessen?
Nicht allzu lange Zeit vor der geballten Ansammlung an Henry auch schon drei verschiedene Edwards, die die Herrschaft über England ausübten. Da kann man doch wirklich auf den Gedanken kommen, dass die Namensgebung im englischen Hochadel eine bösartige Laune der Geschichte war.
Wie soll man sich das nur merken und am besten noch in der richtigen Reihenfolge und selbstverständlich mit der passenden Ereignisgeschichte im Hintergrund.
Kein Wunder, dass mir der Kopf qualmt!

Am 20. März 1413 folgt Henry V. seinem Vater IV. auf den englischen Thron und ist damit der zweite König aus dem Hause Lancaster.
Henry war der Enkel John of Gaunts, dem dritten Sohn Edward III. Während sein Vater im Exil weilte, wurde ein Schützling Richard II. Als Henry IV. im Jahr 1399 den Thron ursupierte, wurde Henry V. zum Thronerben. Im Oktober des Jahres 1400 wurde dem erst 1387 geborenen Henry die Herrschaft über Wales anvertraut. Bis in das Jahr 1410 hinein musste Henry sich mit verschiedenen Aufständen in Wales befassen, von denen er einen nur knapp und Dank hervorragender medizinischer Versorgung überlebte. Gleichzeitig übte er zunehmenden Einfluss auf die Regierungsgeschäfte seines Vaters aus.
Ab 1410 bedrängte seinen gesundheitlich angeschlagenen Vater, die Regierungsgeschäfte aus eben diesen Gründen niederzulegen, woraufhin er aller seiner Ämter enthoben wurde. Kurz vor dem Tod Henry IV. wurden diese Maßnahmen aber wieder rückgängig gemacht.
Mit dem Tod Henry IV. wurde Henry V. zum Thronerben und damit zum englischen König.
Die ersten Regierungsjahre des zweiten Lancaster-Königs können als durchaus erfolgreich bezeichnet werden, denn die Einnahmen des Hofes überstiegen erstmals seit langem die Ausgaben und der langjährige Gegner Frankreich befand sich in einem Bürgerkrieg, sodass die Franzosen kaum an außenpolitische Aktivitäten denken konnten. Innenpolitisch bemühte sich Henry darum, die Zwistigkeiten innerhalb des englischen Adels, die durch die Thronbesteigung seines Vaters entstanden waren, zu beseitigen. Ein wichtiger Punkt in dieser Hinsicht war die Rehabilitierung Richard II, dessen Leichnam Henry in der Westminster Abbey beisetzen ließ. Auch enteignete Adelsfamilien wie York und Mortimer wurden wieder in ihre Rechte eingesetzt.
Dennoch kam es bereits 1415 zu einer Verschwörung einer Gruppe Adeliger gegen den König, die zum Ziel hatte den Regenten abzusetzen und an seiner Stelle Edmund Mortimer, den 5. Earl of March auf den Thron zu bringen. Doch Letzterer verriet die Pläne, sodass die Verschwörer rechtzeitig dingfest gemacht werden konnten. Die Rädelsführer wurden in der Folge hingerichtet.
Außenpolitisch nahm Henry V. den Kampf gegen Frankreich wieder auf, da England formal weiterhin einen Anspruch auf den französischen Thron erhob. Diesbezügliche Verhandlungen mit Frankreich scheiterten erwartungsgemäß, sodass im August des Jahres 1415 ein rund 10.000 Mann umfassendes englisches Heer in der Normandie landete.
Am 21. Mai 1420 wurde schließlich der Vertrag von Troyes geschlossen, in dem Henry als Erbe und König von Frankreich anerkannt wurde. Zur Stärkung dieses Vertrages heiratete Henry V. die Tochter des bisherigen Königs von Frankreich – Katharina von Valois.
In dieser Situation befand sich Henry auf dem Höhepunkt seiner Macht, da er die englischen Ansprüchen in Frankreich durchgesetzt hatte, zudem mit den meisten Staaten Westeuropas diplomatische Beziehungen pflegte und zusammen mit dem deutschen Kaiser Sigismund das Schisma mit der Wahl Martin V. zum Papst beendet hatte.
Trotz dieser starken Position Henry V. konnte der Konflikt mit Frankreich nicht vollständig beigelegt werden, da der französische Kronprinz Karl den Vertrag von Troyes nicht anerkannt und den französischen Widerstand gegen England anführte.
1421 kehrte Henry V. aus England nach Frankreich zurück und verstarb dort am 31. August 1422 in der Nähe von Paris an der Ruhr.
Sein Sohn Henry war erst wenige Monate alt und noch nicht in der Lage die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, sodass zunächst eine Gruppe von Regenten, unter anderem Humphrey, Herzog von Gloucester und John of Lancaster, 1. Herzog von Bedford die Regierungsgeschäfte führten – Humphrey übte die Herrschaft in England aus, während John für Frankreich zuständig war.