Otto von Bismarck: Schulaufsichtsgesetz (11. März 1872)

11. März 2008

Otto von Bismarck über den Sinn des Kulturkampfs in einer Rede vor dem preußischen Herrenhaus am
10. März 1873:
Otto von Bismarck mit Pickelhaube„Die Frage, in der wir uns befinden, wird meines Erachtens gefälscht, und das Licht, in dem wir sie betrachten, ist ein falsches, wenn man sie als eine konfessionelle, kirchliche betrachtet.
Es ist wesentlich eine politische; es handelt sich nicht um den Kampf, wie unsern katholischen Mitbürgern eingeredet wird, einer evangelischen Dynastie gegen die katholische Kirche, es handelt sich nicht um den Kampf zwischen Glauben und Unglauben, es handelt sich um den uralten Machtstreit, der so alt ist wie das Menschengeschlecht, um den Machtstreit zwischen Königtum und Priestertum, den Machtstreit, der viel älter ist als die Erscheinung unseres Erlösers in dieser Welt, den Machtstreit, in dem Agamemnon in Aulis mit seinen Sehern lag, der ihm dort die Tochter kostete und die Griechen am Auslaufen verhinderte, den Machtstreit, der die deutsche Geschichte des Mittelalters bis zur Zersetzung des Deutschen Reiches erfüllt hat unter dem Namen der Kämpfe der Päpste mit den Kaisern, der im Mittelalter seinen Abschluß damit fand, daß der letzte Vertreter des erlauchten
schwäbischen Kaiserstammes unter dem Beil eines französischen Eroberers auf dem Schafott starb und dass dieser französische Eroberer im Bündnis mit dem damaligen Papste stand.
Dieser Machtstreit unterliegt denselben Bedingungen wie jeder andere politische Kampf, und es ist eine Verschiebung der Frage, die auf den Eindruck auf urteilslose Leute berechnet ist, wenn man sie darstellt, als ob es sich um Bedrückung der Kirche handelte. Es handelt sich um Verteidigung des Staates, es handelt sich um Abgrenzung, wie weit die Priesterherrschaft und wie weit die Königsherrschaft gehen soll, und diese Abgrenzung muss so gefunden werden, dass der Staat seinerseits dabei bestehen kann. Denn in dem Reiche dieser Welt hat er das Regiment und den Vortritt.“
(nicht fikitv)

Mit dem Schulaufsichtsgesetz, das am 11. März 1871 erlassen wurde, unterstellte Bismarck zusammen mit seinem Kultusminister Adalbert Falk alle Schulen der staatlichen Aufsicht und drängte damit die evangelische und katholische Kirche aus der Schulinspektion hinaus. Mit diesem Gesetz wurde die geistliche Aufsicht über sämtliche Schule beseitigt. Die Aufsicht über das höhere Schulwesen lag bereits seit 1787 beim Staat, in diesem Bereich vertreten durch das Berliner Oberschulkollegium.
Durch diese Maßnahme von 1872, die als ein Teil des Kulturkampfes, der zwischen Bismarck als Vertreter Preußens und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. in der Zeit zwischen 1871 und 1878 ausgetragen wurde, anzusehen. Als der Kulturkampf 1878 schließlich beigelegt wurde, wurden zahlreiche Gesetze dieser Zeit revidiert, das Schulaufsichtsgesetz war allerdings eines der wenigen Gesetze, das unangetastet blieb.
Dorfschule
Mit dem Schulaufsichtsgesetz handelte sich Bismarck die Ablehnung durch die Zentrumspartei und die evangelischen Konservativen Partei in Preußen ein.
Grund für die Verabschiedung des Schualaufsichtsgesetzes war, dass in den Teilen Preußens, in denen die polnischsprachige Bevölkerung dominierte der Unterricht von Geistlichen meist in der Muttersprache der Schüler abgehalten wurde, was zum Unmut Bismarcks führte, da es in seinem Bestreben lag, die deutsche Sprache in ganz Preußen zu verbreiten. Mit dem Gesetz versuchte er nun, die Geistlichen aus dem Unterricht zu verdrängen und damit die polnische Sprache in der Schule einzuschränken. Gleichzeitig fürchte Bismarck den Einfluss der Kirche auf den Staat und versuchte diesen dementsprechend einzugrenzen, sodass das Schulaufsichtsgesetz durchaus auch in diesem Zusammenhang gesehen werden kann, da es nun gelang, den Einfluss der katholischen Kirche bereits an der Wurzel des Volkes einzudämmen und zu kontrollieren.

Spontaner Gesang Jenenser Studenten: Proklamation der Farben Schwarz-Rot-Gold zu den deutschen Nationalfarben (9. März 1848)

9. März 2008

Wir hatten gebauet
ein stattliches Haus
und drin auf Gott vertrauet
trotz Wetter, Sturm und Graus.

Wir lebten so traulich,
so innig, so frei,
den Schlechten ward es graulich,
wir lebten gar zu treu!
Sie lugten, sie suchten
nach Trug und Verrat,
verleumdeten, verfluchten
die junge grüne Saat!

Was Gott in uns legte,
die Welt hat’s veracht’t,
die Einigkeit erregte
bei Guten selbst Verdacht!

Man schalt es Verbrechen,
man täuschte sich sehr;
die Form kann man zerbrechen,
die Liebe nimmermehr.

Die Form ist zerbrochen,
von außen herein,
doch, was man drin gerochen,
war eitel Dunst und Schein.

Das Band ist zerschnitten,
war Schwarz, Rot und Gold,
und Gott hat es gelitten,
wer weiß, was er gewollt!

Das Haus mag zerfallen –
was hat’s dann für Not?
Der Geist lebt in uns allen,
und unsre Burg ist Gott!

(‚Wir hatten gebauet’ von Daniel August von Binzer, 1819)

Fahne der Urburschenschaft auf der Wartburg

„Eben so werden die Bundesfarben der deutschen Vorzeit zu entnehmen seyn,
wo das deutsche Reichspanier schwarz, roth und golden war.“

wurde am 9. März 1848 vom Bundestag des Deutschen Bundes hinsichtlich der zukünftigen Fahne des Bundes beschlossen.
Damit nahm der Deutsche Bund Farben an, die aus einer Tradition stammten, die ihm eigentlich entgegen stand, war doch der Deutschen Bundestag ein Gremium von Fürstenvertretern und die erste bekannte Erwähnung des Dreiklang der Farben Schwarz-Rot-Gold stammt aus einem Lied, das der Burschenschafter Daniel August von Binzer zur erzwungenen Auflösung der Jenenser Urburschenschaft.
Diese Auflösung resultierte aus den Karlsbader Beschlüssen vom August 1819, in denen sich neben dem Verbot der Burschenschaften, deren Ziel es war, in Deutschland liberale und demokratische Reformen zu erreichen, auch ein Verbot der öffentlichen schriftlichen Meinungsfreiheit, die Überwachung der Universitäten, die Schließung der Turnplätze, die Zensur der Presse und die Entlassung mit einhergehendem Berufsverbot für liberal und national gesinnte Professoren fanden.
Dennoch wurden diese Farben, die die Jenenser Urburschenschaft führte, zu den deutschen Nationalfarben.
Die Geschichte der Farben geht, auch wenn man sie in der Nennung Schwarz-Rot-Gold, erst in dem eingangs genannten Lied findet, weiter zurück.
So bezog sich die Urburschenschaft bei der Wahl ihrer Farben auf die Uniform des Lützowschen Freikorps, einer bedeutenden Freiwilligeneinheit während der Befreiungskriege gegen die Napoleonische Besetzung.
Man kann die Farbkombination aber noch weiter zurückverfolgen, bis hin zum Wappen des Heiligen Römischen Reiches, das zu Beginn des 14. Jahrhunderts einen rotbewehrten goldenen Schild mit Schwarzem Adler zeigte.
Nach 1819 wurden die Farben mehr und mehr zum Symbol sowohl der deutschen Demokratie- als auch der Burschenschafterbewegung (trotz des Verbots der Burschenschaften, das bis April 1848 Geltung hatte) und so finden sie sich auch immer wieder als Symbol, wie zum Beispiel beim Hambacher Fest 1832 (meist allerdings nach burschenschaftlicher Tradition von unten, getragen, also so, dass das Schwarz den unteren Teil der Fahnen ausmachte).
Hambacher Fest 1832
Eine der ältesten Fahnen, die diese Farben (als Rot-Schwarz-Rot mit goldener Perkussion und goldenem Eichenlaub) zeigte gehörte ebenfalls der Urburschenschaft und kann heute auf der Wartburg in Eisenach betrachtet werden, die seit dem Wartburgfest von 1817 immer wieder ein beliebter Versammlungsort studentischer Korporationen war.
Die Farben blieben auch das Symbol der Revolution von 1848, deren Ziel es war, ein gesamtdeutsches Reich zu schaffen. Der Versuch der Inanspruchnahme der Farben durch die Fürsten des Deutschen Bundes misslang in der Folge und die Farben standen weiterhin vor allem für republikanisch-antimonarchistische Kräfte, deren Ziel die Errichtung eines demokratischen deutschen Nationalstaates war, woran auch ihr zeitweiliges Verbot nach dem Scheitern des Versuches einer Reichsgründung durch die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche nichts ändern konnte.
Bis heute stehen so Farben symbolisch für Deutschland und waren und sind seit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 die Farben aller deutschen Staaten, mit Ausnahme des Dritten Reiches als die Nationalsozialisten Schwarz, Weiß und Rot zu ihren Farben machten.

Robert M. Ludros III.: „Der Kampf des Jahrhunderts“ Joe Frazier gegen Muhammad Ali (8. März 1971)

8. März 2008

„Das waren Zeiten, als noch echte Männer geboxt haben,“ sagt mein Großvater immer zu mir.
Gerade vor ein paar Tagen wieder. Da waren wir zusammen im Madison Square Garden und haben diesen Klitschko gesehen. Der soll aktuell ja der beste Schwergewichtler sein. Ist er wohl auch. „Aber weder gegen Joe Frazier noch gegen Muhammad Ali hätte der eine Chance gehabt“, sagte Großvater.
Dieser Osteuropäer, ich glaube ein Russe ist der, oder so, will ja nun auch zum Undisputed Champion werden und die Gürtel der wichtigen Boxverbände unter sich vereinigen.
„Vor mehr als drei Jahrzehnten, da habe ich hier noch echte Champions gesehen“, erzählte mein Großvater weiter „als hier der Kampf stattfand, den man heute noch den ‚Fight of the Century’ nennt. Joe Frazier gegen Muhammad Ali, die beide in ihrer Karriere unangefochtene Meister ihrer Klassen waren.
Ja, das war ein Kampf, nicht so ein verweichlichtes, taktisches Zeug wie heute.
Die haben sich noch richtig was getraut und nicht nur die ganze Zeit den Gegner auf Distanz gehalten. Und trotzdem haben beide nach 15 Runden noch gestanden – auch wenn es für Ali zwischendurch mal ganz knapp ausgesehen hat. Ja, mein Junge, 15 Runden waren das noch. 15 Runden echter Kampf und nicht wie heute nur 12.
Und die Handschuhe waren noch nicht so gepolstert.
Damals war ein Kampf unter Männern noch ein Kampf unter Männern.
Und wie habe ich mitgefiebert – für Ali. Zuerst sah es ja gut aus für ihn – und für mich, denn ich hatte drei Monatseinkommen auf ihn gesetzt. Seine Schnelligkeit sollte ihm den Sieg und mir jede Menge Geld bringen.
Tja, aber Ali hat verloren und ich auch.
Aber das war es wert. So einen Kampf sieht man nicht so oft. Und heute schon gar nicht mehr.
Und was das hier im Madison Square Garden für eine Stimmung war. Da waren echte Emotionen dabei.
Ach hättest Du nur damals schon gelebt, dann hättest Du Deinen Enkelkindern auch was darüber zu erzählen, so wie ich Dir heute!“

Am 8. Februar 1971 fand im Madison Square Garden der Boxkampf statt, der als zweiter Kampf des 20 Jahrhunderts den Namen „Fight of the Century“ tragen sollte (der erste war 1910 der Kampf zwischen James Jefferies und Jack Johnson gewesen) und den Auftakt zu insgesamt drei Kämpfen zwischen den Box-Legenden Muhammad Ali und Joe Frazier machte.
Für Ali war es erst der dritte Kampf nach seinem Comeback 1970. Er hatte 1967 den Titel aberkannt bekommen, da er nicht bereit war, in den Vietnam-Krieg zu gehen und war mit einem dreijährigen Wettkampf-Verbot belegt worden.
Frazier war Alis Nachfolger als Box-Weltmeister gewesen, nachdem er in einem Entscheidungskampf 1968 in New York gegen Buster Mathis gewonnen hatte.
Nach zwei gewonnen Comebackkämpfen 1970 forderte Ali Frazier 1971 heraus, um sich den aberkannten Titel zurückzuholen.
Viele Experten sahen Ali zunächst auch in der Favoritenrolle, vor allem wegen seiner Schnelligkeit, wohingegen andere anführten, dass Ali nach seiner langen Pause noch nicht wieder fit genug sei, um gegen einen Boxer von der Qualität Fraziers anzutreten, der darüber hinaus den weit größeren Punch habe.
Zu Beginn der Kampfes strafte Ali aber alle Kritiker lügen und gewann die ersten Runde deutlich. Aber in der sechsten Runde zeigte sich aber der deutliche Fitness-Vorsprung Fraziers und Ali begann müder und müder zu wirken. Mit seinem eisernen Willen hielt er den Kampf dennoch offen, bis Frazier ihn zum Ende der elften Runde fast zu Boden geschickt hätte – nur die Ringseile retteten Ali. Von nun an lag Frazier deutlich vorne.
In Runde 15 war es dann aber soweit. Ali ging zum erst dritten Mal in seiner Karriere zu Boden. Obwohl er relativ schnell wieder auf die Beine kam, war der Kampf entschieden, Ali konnte sich zwar noch über die Zeit retten, aber in einer einstimmigen Entscheidung der Kampfrichter gewann Frazier diesen – mit insgesamt 5 Millionen Dollar bis dahin höchst dotierten Kampf der Box-Geschichte – und verteidigte damit seinen Titel.
Für Ali war es die erste Niederlage seiner Karriere nach zuvor 31 gewonnenen Kämpfen, für Frazier der 27. Sieg seiner Karriere (bis zu diesem Zeitpunkt ohne Niederlage).
Zwei Jahre später verlor Frazier seinen Titel gegen George Foreman, der diesen wiederum ein Jahr später im wohl berühmtesten Boxkampf der Geschichte, dem „Rumble in the Jungle“ an Muhammad Ali abtreten musste.
Noch zweimal sollten sich Ali und Frazier gegenüber stehen. Im Januar 1974 gewann Ali deutlich, neun Monate bevor er selbst den Titel wieder erringen konnte, wohingegen der „Thriller in Manila“, ein Jahr nach Alis erneutem Titelgewinn ein äußerst spannender Kampf werden sollte – trotz der Erwartung eines schnelles Sieges für Ali. Dieser Kampf wird von vielen Experten heute als noch besser eingeschätzt als der „Fight of the century“.
Ali konnte diesen letzten Kampf gegen Frazier in Runde 14 gewinnen, nachdem Fraziers Trainer den Kampf abbrechen lies weil Fraziers Augen so zugeschwollen waren, dass dieser fast nichts mehr sehen konnte.