Franz-Gustav Adler: Sportpalastrede Joseph Goebbels’ / “Wollt Ihr den totalen Krieg?” (18. Februar 1943)
Montag, den 18. Februar 2008„… über alles in der Welt“. Ja, JA, JAA, wir stehen zusammen. Dieses Land erwacht. Wir alle wollen den totalen Krieg. Nun bricht der Sturm los und niemand kann ihn mehr aufhalten.
Auch ich werde dafür einstehen.
Welche ein Bild. Tausende Menschen im diesem Saal jubeln wie ein Volk, wie ein Mann für unser Reich für unseren Führer.
Die Lage ist schwierig, aber wenn wir zusammenstehen, dann ist der Sieg nicht mehr fern. Mit dem totalen Krieg werden wir in kürzester Zeit den Sieg erringen.
Ja! Ich glaube wie der Führer an den endgültigen Sieg unserer Waffen!
Und ich werde alles geben, was nötig ist um die Bolschewiki und die Engländer zu schlagen. Sollen sie noch so oft behaupten, dass deutsche Volk sei des Kämpfens müde. Wir sind es nicht. Und wir werden es nie sein! Wir vertrauen dem Führer! Mit meiner ganzen Kraft stehe ich für diesen Krieg ein.
JA!!! Ich will den totalen Krieg! Die Menschen um mich herum auch. Der Sieg ist nah, der Krieg und der Sieg, beide werden total sein!
Ja! Das Volk steht auf und der Sturm bricht los!
Am 18. Februar 1943 hielt der Propagandaminister des Deutschen Reiches, Joseph Goebbels, seine in die Geschichtsbücher eingegangene Sportpalastrede.
Vor allem die Frage an die 10.000 Zuhörer: „Wollt Ihr den totalen Krieg“ beantwortet von einem lauten einhelligen „Ja“ ist im Gedächtnis der Menschen haften geblieben.
Dass die Veranstaltung und der angeblich spontane Jubel in Wirklichkeit größtenteils inszeniert waren, war 1943 natürlich nicht bekannt.
Die Rede, die kurz nach der verheerenden Niederlage der deutschen Armee in der Schlacht von Stalingrad die Deutschen wieder motivieren sollte und von Hasspropaganda vor allem gegen England, die Sowjetunion und das Judentum strotzte, bestand in der Hauptsache aus zehn rhetorischen Fragen, von denen die nach dem „totalen Krieg“ die bekannteste ist. Alle Fragen wurden vom Publikum mit einem frenetischen „Ja“ beantwortet. Die Rede endete mit der Absingung der ersten Strophe des Deutschlandliedes.
Damit hatte das Nazi-Regime die Grundlage für den weiteren Krieg geschaffen und die Zustimmung auf die Fragen während der Rede konnte als Anlass genommen werden, von den deutschen Bürgern noch mehr Anstrengungen einzufordern, größere Bevölkerungsschichten an die Front zu schicken und weitere Unrechtsmaßnahmen zu ergreifen.
Das Ergebnis war, dass in der Folge der Krieg mit noch größerer Menschenverachtung auch des eigenen Volkes geführt wurde und die Opferzahlen weiter massiv anstiegen. So überstiegen die Opferzahlen in den zwei Jahren Krieg, die auf die Rede folgen sollten, die der Vorjahre nochmals deutlich.
Die Niederlage, die zu diesem Zeitpunkt für die Führung schon absehbar war wurde nur herausgezögert und dieser Zeitgewinn mit dem Blut von Millionen Menschen in Europa und der Welt erkauft.
Die Begrifflichkeit vom „totalen Krieg“ geht allerdings nicht auch Goebbels zurück.
Die Idee, die dahinter steckt, findet sich schon im Ausdruck vom „absoluten Krieg“, den der preußische General und Militärtheoretiker Carl von Clausewitz in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts prägte. Er verstand darunter die Ausrichtung aller staatlichen Mittel alleine auf den Krieg.
Auch im Ersten Weltkrieg findet sich in Veröffentlichungen der französischen Zivilbehörden der Ausdruck „la guerre totale“, mit dem eine Mobilisierung aller Kräfte der Nation erreicht werden sollte.
Später sollte mit dem Begriff vor allem darauf abgezielt werden, bei der Vorbereitung auf einen Krieg über die Grenzen der üblichen Mobilmachung hinauszugehen und so finden sich die Ideen eine „totalen Krieges“ auch bei englischen und italienischen Militärs.
In den deutschen Sprachgebrauch fand der Terminus schließlich bei Erich Ludendorff wieder Einzug.
Ludendorff, der im Ersten Weltkrieg führendes Mitglied der Obersten Heeresleitung gewesen war, veröffentlichte 1935 eine Denkschrift unter dem Titel „Der totale Krieg“. Diese hatte mit den begrifflichen Ursprüngen bei von Clausewitz aber nur noch den Begriff selbst gemein, in der Ideologie und in der zugrundeliegenden Theorie widersprach Ludendorff Clausewitz gezielt, hatte dieser doch auch immer die Meinung geprägt, der „Wirkliche Krieg“ müsse in seinem Ausmaß immer unter dem „Absoluten Krieg“ bleiben.