Archiv der Kategorie ‘Nordeuropäische Geschichte‘


Livo Narvalannen: Aufstand in der St. Georgsnacht (23. April 1343)

Donnerstag, den 23. April 2009

Heute ist es soweit, wir schlagen los! Janni und Haaro habe ich losgeschickt, denen Bescheid zu sagen, die weiter draußen wohnen und nicht zu unserem gestrigen Treffen erscheinen konnten. Daher Freunde, rüstet Euch, in wenigen Stunden zeigen wir den Deutschen, dass wir sie hier nicht brauchen und auch nicht wollen!
Zögert nicht, nehmt alles mit Euch, mit dem Ihr zuschlagen könnt oder Euch in anderer Weise zur Wehr setzten könnt. Fackeln brauchen wir auch, jede Menge fackeln, denn kaum etwas wird unserem Protest soviel Nachdruck verleihen wie ein Feuer! Wenn ihre Häuser und Kirchen brennen, dann werden sie erkennen, dass es uns Ernst ist, dass wir nicht länger bereit sind uns knechten zu lassen.
Bisher hat nichts geholfen, unsere Situation zu verändern, eher wurde sie Tag für Tag schlechter. Doch damit soll jetzt Schluss sein! Schon seit langer Zeit versuche ich Euch zu überzeugen, dass wir etwas tun müssen, endlich zeigen müssen wer hier zu Hause ist und das Sagen hat. Jetzt, heute ist es soweit, Ihr alle habt verstanden, dass ich Recht hatte und wir uns gemeinsam wehren müssen!
Also Männer, geht nach Hause, bewaffnet Euch und dann kehrt hierher zurück, damit wir gemeinsam losschlagen können!

In der St. Georgsnacht, am 23. April 1343, brach die Rebellion der estnischen Bevölkerung gegen die deutschen und dänischen Herren über das Land los, denen sie sich nicht länger unterwerfen wollten. Estnische Bauern griffen Kirchen, Klöster und Gutshöfe an, töteten Deutsche und Dänen, wo sie ihnen in die Quere kamen und belagerten die Stadt Tallinn. Den ersten Aufständischen schlossen sich schnell weitere Esten an, sodass sich die Rebellion nach nur wenigen Tagen über weite Teile des Landes erstreckte.
Für die Deutschen und Dänen kam der Aufstand völlig überraschend, sodass sie den Esten zunächst nicht viel entgegenhalten konnten. Doch bald formierte sich eine schlagkräftige Abwehr auf Seiten des Schwertbrüderordens. Dieser Orden, der auch unter der Bezeichnung Brüder der Ritterschaft Christi zu Livland bekannt waren und den Schutz Livlands übernommen hatte, war 1237 in den Deutschen Orden eingegliedert worden. Der Ordensführer hatte die Lage im April 1343 rasch erkannt und lud die Anführer des Esten zu Verhandlungen am 4. Mai im Schloss von Paide ein. Die vier Anführer der Esten erklärten sich bereit mit dem Orden in Verhandlung zu treten, um die politische und religiöse Neugestaltung .Wappen des Schwertbrüderordens
Estlands zu regeln. Die Esten hegten die Hoffnung durch die Verhandlungen einen langwierigen Krieg mit dem Orden zu vermeiden, da sie sich in einem solchen Fall schlechte Chancen ausrechneten und nahmen daher die Einladung nach Paide an. Doch während der Verhandlungen in Paide ließ der Ordensmeister die estnischen Anführer töten, woraufhin die Entscheidung auf dem Schlachtfeld fallen musste.
Die Esten, die sich vor der Übermacht der Ordensritter fürchteten, suchten nach einem starken Verbündeten und schickten Boten zum schwedischen König sowie zum Vogt von Turku. Letzterer sicherte den Esten seine Unterstützung zu und sandte ein Heer nach Tallinn. Dieses traf allerdings nicht mehr rechtzeitig ein, die Übermacht des Ordens war einfach zu groß. Am 11. und 14. Mai 1343 mussten die Rebellen deutliche Niederlagen hinnehmen, bei denen ihre Anführer ums Leben kamen. Die die Truppen des Vogts von Turku, die am 18. Mai bei Tallin ankamen, konnten den Esten nicht mehr helfen und zogen unverrichteter Dinge ab.
Damit war der Aufstand der St. Georgsnacht beendet. Zur Ruhe kam Estland deshalb aber nicht, denn am 24. Juni 1343 brach ein Aufstand auf der Insel Saaremaa aus, der erst im Winter 1345 niedergeschlagen wurde.
In der Folge des Aufstands aus der Georgsnacht und den weiteren Aufständen fielen alle wichtigen Städte Estlands an den Deutschen Orden, der insgesamt gestärkt aus der Situation hervorging.

Unbekannter Verfasser: Lindisfarne wird von Wikingern überfallen (8. Juni 793)

Sonntag, den 8. Juni 2008

Am frühen Morgen des 8. Juni erkennen, die Mönche von Lindisfarne seltsame Schatten, die nach kurzer Zeit im Morgengrauen immer mehr Konturen annehmen, die sich vom Strand aus auf sie zu bewegen, sie scheinen vom Meer zu kommen, bei genauerem Betrachten zeigen sich dort die Umrisse einiger Boote – langgestreckt und mit Drackenköpfen versehen, aus ihnen entsteigen immer mehr und mehr Bewaffnete, die die Insel stürmen.Darstellung eines WikingerschiffsSie bewegen sich im Sturmschritt auf das Kloster zu, in dessen Mauern sich die Mönche inzwischen geflüchtet haben. Die bewaffneten Männer aus den Schiffen schlagen sich ihren Weg gnadenlos frei, sie töten, rauben, plündern. Wer sich ihnen in den weg stellt, hat keine Chance mit dem Leben davon zu kommen – zu groß ist die Übermacht, die wie aus dem Nichts über die Insel gekommen zu sein scheint. Auch Kloster und Kirche fallen ihnen zum Opfer, nichts von Wert bleibt an seinem Ort – Kreuze, Kelche und Kandelaber aus Gold und Silber werden davongetragen, in die Bäuche der furchteinflößenden Schiffe am Strand. Wie ein Alptraum erschien dieser Überfall vom Meer aus.

Am 8. Juni 793 wurde die Klosterinsel Lindisfarne vor der Nordostküste Englands von den Wikingern überfallen. Die Insel vor der Küste Northumberlands, die heute zum großen Teil ein Vogelschutzgebiet ist, beherbergte im 8. Jahrhundert eine Abtei, die 635 von irischen Mönchen gegründet worden war.Seekrieger der WikingerNach dem Tode St. Aidans, führte der Heilige Cuthbert die Abtei. Bis zum beginn des 8. Jahrhunderts hatte sich Lindisfarne zu einem Wallfahrtsort entwickelt. Gleichzeitig wurde dieser Ort, zu einer Stätte der Gelehrsamkeit, die vor allem durch die Schreibschule Bekanntheit erlangte.
Von Lindisfarne aus wurde auch die Christianisierung des nordenglischen Festlands vorangetrieben.
Der Überfall auf Lindisfarne ist der erste, durch Quellen belegte, Raubzug der Wikinger und markierte zum einen den Beginn der so genannten Wikingerzeit, die bis zur Schlacht von Hastings 1066 andauern sollte und zum anderen den Niedergang der Klosterinsel Lindisfarne. 875 verließen die letzten Mönche das Kloster auf der Insel. Erst am Ende des 11. Jahrhunderts kehrten Geistliche, dieses Mal Benediktiner, auf die Insel zurück und errichteten eine Kirche an der Stelle der ehemaligen Abtei. Im 16. Jahrhundert löste der englische König Heinrich VIII. das Kloster allerdings auf, von dem heute nur noch eine Ruine zu sehen ist.

Martin, der Gaukler: Festnahme Klaus Störtebeckers (22. April 1401)

Dienstag, den 22. April 2008

Oh ihr Leute lasst Euch sagen
wie es sich in Helgoland hat zugetragen.
Klaus Störtebecker, dieser große Held
wird nicht mehr unsicher machen diese Welt,
da - bei Helgoland ist’s geschehen
konnt’ er den Häschern nicht entgehen.
Durch Verrat so sag ich Euch ihr Leute
wurd’ er gefangen und gebunden
sein Henker, der war rasch gefunden
und deshalb trauern wir um diesen Mann auch heute.

Überführung Störtebekers nach Hamburg

Der vermutlich bekannteste Seeräuber aller Zeiten war Klaus Störtebecker, der im ausgehenden 14. Jahrhundert sein Unwesen trieb.
Klaus Störtebecker, der um 1360 geboren wurde, gehörten zu den Likedeelern wie die Vitalienbrüder auch genannt wurden. Die Vitalienbrüder waren eine Gruppe Seefahrer, die am Ende des 14. Jahrhunderts die Versorgung von Stockholm mit Lebensmitteln sicherstellten, als die Stadt von dänischen Truppen belagert wurde. Anschließend machten sie als Kaperfahrer die gesamte Ost- und Nordsee unsicher.
Der Sieg über Klaus StörtebekerBesonders der von der Hanse betriebenen Seehandel hatte unter den Piraten zu leiden. Trotz des verstärkten Schutzes ihrer Schiffe ist es der Hanse lange Zeit trotz ihrer Überlegenheit nicht gelungen, Störtebecker dingfest zu machen. Immer wieder konnte er auf Hoher See entkommen.
Am 22. April 1401 war er der Hanse schließlich gelungen, Störtebecker nach einer erbitterten Seeschlacht bei Helgoland gefangen zu nehmen und nach Hamburg zu überführen. Angeblich soll dieser Erfolg der Hanse nur durch einen Verrat auf Seiten der Seeräuber möglich gewesen sein.
Am 20. Oktober 1401 wurde Klaus Störtebecker zusammen mit rund 30 seiner Gefährten in Hamburg hingerichtet.
Um das Leben und den Tod des berüchtigten Seeräubers ranken sich heute zahlreiche Legenden, die sich im Laufe der Zeit zum Teil mit der Wahrheit vermischt haben, sodass vieles was mit Klaus Störtebecker in Verbindung gebracht wird, nicht immer der Realität entspricht.

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