Archiv der Kategorie ‘Deutsche Geschichte‘


Dortmunder Stadtanzeiger: Borussia Dortmund gewinnt als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Pokalsieger (5. Mai 1966)

Montag, den 5. Mai 2008

Eine Stadt im Ausnahmezustand
Noch nie zuvor hat hier im Ruhrgebiet eine derartige Euphorie geherrscht. Zu vergleichen ist sie allenfalls mit der Situation nach dem Wunder von Bern als die deutsche Fußballnationalmannschaft in ganz Deutschland gefeiert wurde. Aber heute wird hier nicht die Nationalmannschaft gefeiert, sondern Borussia Dortmund – die Mannschaft, die das Wunder von Glasgow vollbracht hat. Im heiß umkämpften Spiel um den Europapokal der Pokalsieger behielten die Borussen die Oberhand und konnten diesen Titel erstmals nach Deutschland holen. Dieser Triumph muss gefeiert werden!
Wohin das Auge blickt – schwarz-gelb, schwarz-gelb, schwarz-gelb. Die gesamte Stadt scheint in einem Fahnenmeer zu versinken, auf den Straßen ist kein Durchkommen mehr. Ein Autokorso zieht sich durch die gesamte Stadt, das Konzert der Hupen und die Gesänge der Fans sind ohrenbetäubend.
Dieser Ausnahmezustand wird auch die nächsten Tage noch anhalten, zu seinem Höhepunkt wird er aller Voraussicht kommen, sobald die Mannschaft des BVB nach Dortmund zurückkehrt. Dann werden sich die Massen am Neuen Markt versammeln und den Helden von Glasgow zujubeln. Auch der Bürgermeister der Stadt wird den Spielern und Verantwortlichen von Borussia Dortmund die Ehre erweisen und ihre Leistung nicht nur für unsere Stadt, sondern den gesamten deutschen Fußball würdigen.

1966 gelang es Borussia Dortmund als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Pokalsieger zu gewinnen. Damit war der BVB gleichzeitig der erste deutsche Fußballverein, der überhaupt einen europäischen Titel gewinnen konnte. Gleichzeitig stellte der Revierclub mit Lothar Emmerich auch den Torschützenkönig des Pokals.
Das Finale fand am 5. Mai 1966 im Hampden Park in Glasgow zwischen Borussia Dortmund und dem FC Liverpool statt. Der Endstand lautete nach Verlängerung 2:1 für den BVB. Das Siegtor für die Dortmunder konnte Stan Libuda in der 106. Minute erzielen.
Insgesamt konnte der Europapokal der Pokalsieger fünfmal von deutschen Mannschaften gewonnen werden:
1967 FC Bayern München
1974 1. FC Magdeburg
1977 Hamburger SV
1992 SV Werder Bremen
Weitere deutsche Mannschaften, die ins Finale einzogen, den Titel aber nicht gewinnen konnten waren Fortuna Düsseldorf, VfB Stuttgart, Lokomotive Leipzig, FC Carl Zeiss Jena und TSV 1860 München.
Die Idee für dieses Turnier war in Österreich entstanden. Bereits 1956 legte der Österreichische Fußballbund (ÖFB) in Person Alfred Freys bei der UEFA seine Pläne vor, ein Turnier zwischen den europäischen Pokalsiegern auszutragen. Diese Pläne stießen bvei der UEFA allerdings auf wenig Gegenliebe, sodass Alfred Frey zusammen mit dem ÖFB und dem Mitropacupkomitee im Jahr 1960 diesen Cup ohne Mitwirken der UEFA ausrichtete. Bereits nach einem Jahr erkannte die UEFA die Attraktivität dieser Veranstaltung und übernahm fortan die Ausrichtung.
Der Europapokal der Pokalsieger wurde in der Saison 1998/99 letztmalig ausgetragen, da er im Laufe der Jahre an Renomee verloren hatte und die großen Clubs ihre Aufmerksamkeit eher auf die parallel existierenden europäischen Vereinswettbewerbe Champions League und den UEFA-Pokal richteten. In der Folge erhielten die Sieger des nationalen Pokals einen Startplatz im UEFA-Pokal.

Marktleute: Gründung des Kräutlmarktes in München (2. Mai 1807)

Freitag, den 2. Mai 2008

„Hier gibt es feine Essiggurken. Essiggurken, kauft Essiggurken. Gesund und frisch, leckere Essiggurken gibt es nur hier!“

„Die besten Würste von München! Mettwurst, Brühwurst und Rindswurst heute morgen frisch gefertigt. Beste Qualität zum fairen Preis. Würste für Groß und Klein – einfach lecker. Fünf Rindswürste zum Preis von vier!“

„Gut gefüllter Obstkorb: Apfel, Bananen, Orangen und eine Melone, alles erntefrisch und biologisch. Und diesen schicken Korb gibt’s gratis dazu. Das nenn ich ein Angebot. Jetzt zuschlagen – so was kommt nicht wieder!“

Der Viktualienmarkt in München um das Jahr 1900

Am 2. Mai des Jahres 1807 wurde in München der Kräutlmarkt gegründet, der später in Viktualienmarkt umbenannt wurde. Diesen Namen trägt der heute noch existierende Markt auch gegenwärtig.
Entstanden ist der Mark auf dem Platz zwischen Frauenstraße und Heilig-Geist-Kirche, nachdem der ursprüngliche Münchner Stadtmarkt am heutigen Marienplatz zu wenig Platz für alle Angebote bot und König Maximilian I. Joseph anordnete einen Teil des Marktes zu verlegen.
Im Laufe der Jahre wurde der Kräutlmarkt immer größer und größer, sodass 1855 der Fischmarkt abgetrennt und verlegt werden musste. 1890 hat der Markt schließlich seine heutige Größe erreicht. Seit 1870 gibt es übrigens die für den Viktualienmarkt charakteristischen festen Markthäuschen.
Auf Grund der schweren Beschädigungen, die der Markt während des Zweiten Weltkrieges erlitten hatte, wurde kurzzeitig überlegt, den Markt zu schließen. Dieser Gedanke wurde jedoch schnell verworfen und die Stadtverwaltung Münchens scheute keinen finanziellen und organisatorischen Aufwand, um diesen Handelsplatz wieder zum Leben zu erwecken.
Seit etwa 1950 hat sich der Viktualienmarkt von einem einfachen Bauernmarkt zu einem Feinschmeckermarkt entwickelt, der heute nicht nur die Stadtbevölkerung sondern auch zahlreiche Touristen anlockt. Gegenwärtig bieten 140 verschiedene Händler ihre Waren an sechs Tagen in der Woche an.
Die Umbenennung des „Kräutlmarktes“ oder „grünen Marktes“, wie dieser Münchner Markt auch genannt wurde, in Viktualienmarkt erfolgte im Laufe des 19. Jahrhunderts als es in Mode kam lateinische Begriffe zu verwenden. „Viktualien“ ist ein spätlateinisches Wort für Lebensmittel.

Franz Gruber und Xaver Grassnacher: Reinheitsgebot in Bayern (23. April 1516)

Mittwoch, den 23. April 2008

„Zwei Bier bitte.“
„Danke für die Einladung Franz!“
„Bitte, gerne. Ich wollte Dir endlich einmal dieses köstliche Bier zeigen, dass sie hier seit Generationen brauen. Schon mein Großvater hat von diesem Bier geschwärmt und sich täglich eine Maß gegönnt.“
„Bitte sehr die Herren. Wohl bekomm’s!“
„Prost Xaver!“
„Prost Franz“
„Hm, wirklich gut! Nicht so eine Plörre wie neulich auf dem Dorffest. Das war ja unerträglich, ganz ohne Geschmack, einfach nur bitter. Dagegen ist dieses Bier ein Genuss, würzig, herb und erfrischend. Du hattest Recht, Franz!“
„Ja, da gab es wohl im Nachhinein noch Schwierigkeiten, denn die Brauerei, die das Dorffest beliefert hat, soll sich auf alte Traditionen berufen haben und ihrem Bier irgendetwas zugesetzt haben, was man schon im Mittelalter benutzt haben soll. Muss aber ja nicht immer gut sein, was die Leute da damals ausprobiert haben.“
„Keine Ahnung, aber da gab es doch mal so ein Braugebot oder so was, nachdem sich heute noch alle richten müssen. Das kann ja nicht ganz verkehrt gewesen sein.“

Herzog Wilhelm IV. erlässt am 23. April 1516 in Ingolstadt das Reinheitsgebot für Bier, das zukünftig für ganz Bayern gelten sollte. Dieses war notwendig geworden, da sich in Folge des Landshuter Erbfolgekrieges die bayrischen Teilherzogtümer wiedervereinigt hatten und ihre Rechte vereinheitlicht werden mussten.
Das bayrische Reinheitsgebot regelte sowohl die Inhaltsstoffe als auch die Preise von Bier. Notwendig geworden war es aus verschiedenen Gründen. Zum einen konnte durch die Vorschrift, dass ausschließlich Gerste, Hopfen und Wasser für Bier verwendet werden durften, erreicht werden, dass die Getreidesorten Weizen und Roggen den Bäckern vorbehalten waren und auf diese Weise die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung gesichert werden konnte. Zum anderen wurde erreicht, dass Inhaltsstoffe wie Rosmarin, Ruß oder Kreidestaub aus dem Bier verbannt wurden. Diese Stoffe wurden dem Bier vorher immer wieder zugesetzt, um zum Beispiel einen besonderen Geschmack zu erzielen oder sauer gewordenes Bier wieder genießbar zu machen.
Warum im Reinheitsgebot von 1516 keine Hefe erwähnt wird, ist bisher nicht geklärt. Denn die Wirkung der Hefe war den Bierbrauern bereits bekannt. Sie gaben die Überreste des letzten Brauvorgangs, also die Hefe, zum neuen Ansatz hinzu.
Das bayrische Reinheitsgebot war allerdings nicht das erste seiner Art. Aus Nürnberg ist eine ähnliche Verordnung von 1155 überliefert und auch aus anderen Städten sind derartige Regelungen bekannt. In vielen Fällen sind allerdings keine Zeugnisse mehr vorhanden.

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