Todesanzeige: Zum Tod des Tierforschers Bernhard Grzimek (13.03.1987)
Donnerstag, den 13. März 2008Bernhard Grzimek hat die Wahrnehmung von Tierwelt und Natur für weit mehr als eine Generation geprägt und für viele Jahre, wie auch Heinz Sielmann mit seinen „Expeditionen ins Tierreich“, für eine feste Verankerung anspruchsvoller Tierproduktion im deutschen Fernsehen gesorgt.
Seine Filme, Serien und Berichte trugen zu einer ganz neuen Wahrnehmung der Umwelt des Menschen bei.
Kinder hat er mit den Beiträgen über die „possierlichen“ Tierchen gefesselt, Erwachsene mit seinen fundierten und dennoch immer wieder unterhaltsam vermittelten Informationen über Leben, Verhalten und Komplexität der Tierwelt.
Wohl kaum ein Leser dieses Blogs wird keine Kindheits- oder Jugenderinnerungen an Grzimeks ARD-Serie „Ein Platz für Tiere“ haben, die auch nach dem Ende der Aufnahmen von neuen Folgen 1980 noch vielfach wiederholt wurde.
Grzimek wurde am 24. April 1909 in Oberschlesien geboren.
1933 erlangte er, nach dem Studium der Veterinärmedizin, den Titel eines Dr. med.vet. und war in der Folge im Preußischen Landwirtschaftsministerium beschäftigt, später bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Reichsernährungsministerium.
Sein Interesse in der damaligen Zeit lag aber schon vor allem bei der Erforschung tierischen Verhaltens und so verbrachte er auch in den Kriegsjahren viel Zeit mit seinen Forschungsprojekten.
Kurz vor Kriegsende musste er von Berlin in das bereits von den Amerikanern besetzte Frankfurt fliehen, da er von der Gestapo gesucht wurde, weil er mehrfach, sich vor dem Zugriff der Nazis versteckende, Juden mit Lebensmitteln versorgt haben soll.
Frankfurt sollte auch in der Zukunft sein Lebensmittelpunkt werden. Er wurde Direktor des Frankfurter Zoos und widersetzte sich erfolgreich der von den Alliierten und der neuen Frankfurter Stadtverwaltung angeordneten Schließung des Tiergartens.
Beim Wiederaufbau des Zoos musste er fast bei Null anfangen, denn die meisten Gebäude waren im Krieg zerstört worden und nur 20 größere Tiere hatten die schweren Bombenangriffe überlebt.
Der schnelle Wiederaufbau des Frankfurter Zoos ist weitestgehend Bernhard Grzimek zu verdanken. Es gelang ihm, schon Ende 1945 Besucherzahlen zu erreichen, die fast doppelt so hoch waren, wie in der Vorkriegszeit. Fast 30 Jahre lang sollte er seine Position als Direktor des Zoos behalten.
Berühmtheit erlangte er aber vor allem mit seinem Wirken als Autor und Filmemacher von Naturfilmen, in denen er sich immer wieder für die Bewahrung der bedrohten Natur einsetzte.
Sein wichtigstes und bekanntestes Werk ist sicherlich der Film „Serengeti darf nicht sterben“, für den er 1960, als erster Deutscher nach dem 2. Weltkrieg, einen Oscar (für den besten Dokumentarfilm) erhielt.
Zu seinen vielen weiteren Auszeichnungen zählen u.a. der Bundesfilmpreis, die Goldene Medaille der New York Zoological Society, die Goldene Kamera, der Bambi, die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität in Berlin und das Große Bundesverdienstkreuz.
Eines der bis heute bekanntesten Denkmale setzte ihm aber ein anderer Filmemacher, der Komiker Loriot, mit seiner Parodie über die possierliche Steinlaus. Dieses fiktive Tierchen hat sich im Bewusstsein der Deutschen so festgesetzt, dass fingierte Artikel über die Steinlaus immer wieder als humoristische Auflockerung Eingang in wichtige deutsche Lexika und Medizinfachbücher, wie z.B in Pschyrembels Klinischem Wörterbuch, dem wichtigsten deutschsprachigen Medizinwörterbuch, finden.
Grzimeks Eintreten für die Natur wird auch dadurch deutlich, dass er einer der Gründer des BUND war.
Bernhard Grimzek starb am 13. März 1987. Er wurde in Tansania, am Ngorongoro-Krater, am Rande der Serengeti in einem Grab neben seinem Sohn Michael beigesetzt.
(Das Bild vom Grab Bernhard Grzimeks basiert auf dem Bild Grzimek.jpg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Michael Rückl)