Archiv der Kategorie ‘09. Jahrhundert‘


Karl der Große: Divisio regnorum (6.Februar 806)

Freitag, den 6. Februar 2009

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Karolus serenissimus augustus, a deo coronatus, magnus pacificus imperator, Romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum, an alle Getreuen der heiligen Kirche Gottes und an unsere eigenen Getreuen, an die Gegenwärtigen wie auch an die Zukünftigen. Es ist allen bekannt und, wie wir glauben, niemandem von euch verborgen, dass die göttliche Gnade, durch deren Willen die zum Untergang hintreibenden Jahrhunderte erneuert werden, uns ein großes Gnaden- und Segensgeschenk gegeben hat, indem sie uns drei Söhne schenkte. Sie festigt durch sie einmal nach unserem Willen unsere Hoffnung gegenüber dem Reich, dann aber hebt sie auch die Sorge auf, dass wir von einer eitlen Nachwelt vergessen werden könnten, und so soll es euch nach unserem Willen bekannt sein, dass wir diese drei von Gottes Gnaden unsere Söhne zu unseren Lebzeiten als Mitbesitzer des uns von Gott gegebenen Reiches ansehen wollen und dass wir darum beten, sie nach unserem Hinscheiden aus dieser Sterblichkeit als Erben unseres von Gott bewahrten und auch in Zukunft geschützten Imperiums und Regnums zurücklassen zu können, wenn die göttliche Majestät es will. Wir wollen ihnen aber den Staat nicht in Verwirrung und Unordnung hinterlassen, nicht eine Auseinandersetzung in Zank und Streit um das ganze Reich, sondern wir haben veranlasst, dass, indem wir den Körper des ganzen Reiches in drei Teile zerlegen, genau gekennzeichnet und schriftlich fixiert werde, welchen Teil ein jeder von ihnen regieren und schützen soll. So nämlich soll jeder nach unserer Weisung mit seinem Anteil zufrieden sein und die Grenzen seines Reiches, die ans Ausland stoßen, mit Gottes Hilfe zu verteidigen suchen und Frieden und Liebe seinem Bruder gegenüber beobachten. […]

Übersetzung der „Divisio regnorum“ bei W. Lautemann, Geschichte in Quellen: Mittelalter (3. Aufl. 1989).

Karl der Große, König des Fränkischen Reiches und seit 800 römischer Kaiser, erließ am 6. Februar des Jahres 806 die so genannte „Divisio regnorum“, ein Gesetzt, das die Reichsteilung im Falle seines Todes regeln sollte. Die „Divisio regnorum“ regelte die Aufteilung des Reiches unter den drei Söhnen Karl des Großen - Pippin von Italien, Karl dem Jüngeren und Ludwig dem Frommen.
Entstanden war das Dokument bei einer Reichsversammlung in Diedenhofen, dem heutigen Thionville im französischen Lothringen, die zu Beginn des Jahres einberufen worden war. Anwesend waren neben dem Kaiser und seinen drei Söhnen die Großen des fränkischen Reiches. Alle Anwesenden beeideten die Verordnung, die schließlich auch Papst Einhard überbracht und von diesem unterschrieben wurde.
Ziel dieses Gesetzes war es, Auseinandersetzungen unter den Erben Karls zu vermeiden. Ludwig sollte demnach Burgund und Südgallien erhalten, während Pippin Italien, Bayern sowie Alemannien und Karl das fränkische Kernland zwischen Elbe und Loire zugesprochen wurde. Die Frage des Kaisertums blieb in der „Divisio“ ausgeklammert, von einer Unterordnung der beiden jüngeren Brüder unter den ältesten Sohn Karls ist an keiner Stelle des Dokuments die Rede.
Da Pippin und Karl der Jüngere bereits vor ihrem Vater verstarben, trat die „Diviso regnorum“ allerdings niemals in Kraft.
Der Grund für die Abfassung dieses Reichsteilungsgesetzes ist nicht geklärt. Punkte, die in diesem Zusammenhang immer wieder angeführt werden, sind das fortgeschrittene Alter Karls des Großen sowie seine Erkrankung an der Gicht. Ob es sich dabei um die wahren Beweggründe des Kaisers handelte bleibt allerdings fraglich.

Druck des Diamant-Sutras (11. Mai 868)

Sonntag, den 11. Mai 2008

Alles, was Merkmale hat,
ist unwahr und falsch.
Wenn Du alle Merkmale als Nicht-Merkmale siehst,
dann kannst Du den Tathagata sehen.

(Textausschnitt aus dem Diamant-Sutra, nicht fiktiv)

Ausschnitt aus der Diamant Sutra

Rund 600 Jahre vor Gutenberg wurde in China das Diamant-Sutra als Holztafeldruck angefertigt und gilt damit als eines der ältesten Druckerzeugnisse der Welt.
Das Diamant-Sutra, das vermutlich im Laufe des 1. Jahrhunderts nach Christus entstanden ist, ist einer der bedeutendsten Texte des Mahayana-Buddhismus, einer der drei Hauptrichtungen dieser Religion. Im Diamant-Sutra geht es darum, dass der Mensch alle Illusionen und Vorstellungen, wie mit einem scharfen Diamanten durchtrennen sollen, um zu einer unvoreingenommenen Sicht der Welt zu gelangen.
Dieser chinesische Holztafeldruck (oder auch Blockdruck) au dem 9. Jahrhundert ist der erste Beleg für eine in China entwickelte Drucktechnik, die erst im 14. Jahrhundert nach Europa gelangte, wo der Mainzer Johannes Gutenberg sie schließlich zum Buchdruck weiterentwickelte. Bis dahin war der Holztafeldruck das gängige Druckverfahren. Heute ist vor allem der Digitaldruck führend.
Bei diesem Druckverfahren werden Text und Bildelemente, die später auf einer Seite abgedruckt werden sollen, seitenverkehrt und in einem Stück aus einer Holztafel herausgeschnitten. Das Holz wird eingefärbt und auf Papier gedrückt bzw. „gedruckt“. Werden mehrere auf diese Weise bedruckte Seiten zusammengefügt, werden diese als Blockbuch bezeichnet.
Entdeckt wurde dieses bedeutende kulturgeschichtliche Zeugnis erst 1907, in der Nähe der chinesischen Stadt Dunhuang. Heute befindet sich das Diamant-Sutra im British Museum in London.

Bruder Eilerich im Kloster Fulda: Tod des Rabanus Maurus (04. Februar 856)

Montag, den 4. Februar 2008
Wir trauern um unseren langjährigen Hirten und Vater

Rabanus Maurus

Vor wenigen Augenblicken erreichte unseren Vater Abt eine Nachricht, die ein Eilbote überbrachte. Meine Brüder, lasset uns beten und in Andacht verweilen und Gott Vater darum bitten, ihn auf seinem weiteren Weg zu begleiten und ihm dabei treu zur Seite zu stehen.

Seine Ausbildung erhielt der um das Jahr 780 in Mainz geborene Rabanus an der Hofschule Karl des Großen. Bereits als Kind wurde er im Benediktinerkloster in Fulda ausgebildet. Anschließend gelangte er an den Hof Karls des Großen, wo er in Alkuin einen bedeutenden Förderer fand. Von Alkuin erhielt er auch den Namen „Maurus“, womit dieser sich am Heiligen Benedikt orientierte, der seinen Lieblingsschüler ebenfalls „Maurus“ nannte. Rabanus Maurus beim Mainzer Erzbischof Otgar
Im Jahr 801 kehrte Rabanus nach Fulda zurück, wo er zum Diakon geweiht und zum Leiter der Klosterschule ernannt wurde. 822 wurde er schließlich Abt des Benediktinerklosters von Fulda. In den 20 Jahren, in denen er als Abt wirkte, vergrößerte Rabanus die Klosterbibliothek und machte die Klosterschule zu einer der besten ihrer Zeit im gesamten Fränkischen Reich. Gleichzeitig ließ er zahlreiche Kirchen und Kapellen im Einflussbereich des Klosters errichten.
842 zog sich Rabanus Maurus schließlich von seinem Amt als Abt ins Privatleben zurück. Dieser Schritt war eine Folge einer Auseinandersetzung mit Ludwig dem Frommen und seinen Söhnen.
847 wurde er schließlich zum Erzbischof von Mainz berufen. In der Zeit als Erzbischof von Mainz zeichnete sich Rabanus durch seine Aktivitäten im kirchlichen, sozialen und kulturellen Leben der Stadt am Rhein aus. Er zeichnete sich durch Baumaßnahmen sowie durch Armenspeisungen und die Einberufung einer Synode aus.
Nach seinem Tod am 04. Februar 856 im Örtchen Winkel im Rheingau wurde Rabanus Maurus im Stift St. Alban in Mainz beigesetzt.
Seine Werke zählen heute zu den frühesten deutschen Sprachzeugnissen. Zu seinen Lebzeiten kam ihm große Bedeutung als Vermittler der christlich-antiken Tradition, das er in seinen Schriften neu zusammenstellte und veröffentlichte.