Laudatio: Heinrich V. wird in Rom zum Kaiser gekrönt (13. April 1111)
Es lebe der Kaiser! Lang lebe der Kaiser! Es lebe Heinrich V.! Lang und machtvoll sei Eure Regentschaft! Ihr habt das Land befriedet, Ihr habt den Konflikt mit der Kirche gelöst, indem Ihr großmütig auf althergebrachte Rechte der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches verzichtet, um so der unnachgiebigen Haltung der Kirche entgegenzukommen und so zu beweisen, dass Ihr am wahren Frieden interessiert seid. Endlich ist es Euch gelungen, was Eurem Vater verwehrt blieb, Ihr habt die Aussöhnung mit der Kirche erreicht und den nun seit langer Zeit schwelenden Konflikt beigelegt. Diese Tat beweißt Eure Weitsicht und Euer diplomatisches Geschick, das dem Reich sicherlich noch in mancher schwieriger Situation ein Geschenk sein wird.
Seid auch in Zukunft einer weißer Herrscher und führt Euer Reich mit sicherer Hand, sodass es weiterhin blühen und gedeihen kann. In Einklang mit der Kurie, mit der Unterstützung des Heiligen Vaters werden dem Reich große Zeiten bevorstehen.
Es lebe der Kaiser! Lang lebe der Kaiser! Es lebe Heinrich V.!
Am 11. April 1111 war es Heinrich V. nach langem Hin und Her gelungen, Papst Paschalis II. dazu zu bewegen, ihn am 13. April desselben Jahres im Petersdom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu krönen.
Bereits im Jahr 1110 war Heinrich nach Italien gezogen, um das noch immer ungelöste Investiturproblem zu lösen und gleichzeitig die Kaiserkrone einzufordern. Es gelang ihm mit dem Papst einen Geheimvertrag auszuhandeln, der unter dem Namen Vertrag von Sutri in die Geschichte eingegangen ist, in dem festgelegt wurde, dass der König zukünftig auf die Investitur der Bischöfe verzichtet, die Kirche als Gegenleistung die vom Reich erhaltenen Regalien und Güter zurückgibt. Als dieser Vertrag den kirchlichen Oberen am 12. Februar bekannt gemacht wurde, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen und tumultartigen Szenen, da viele Geistliche durch diesen Vertrag eine Schmälerung ihrer Macht fürchteten. Zu den Regalien und Gütern, die an das Reich zurückgegeben werden sollten befanden sich einträgliche Quellen wie Markt- und Zollrechte, aber auch Machtpositionen wie die Stadtherrschaft oder die Hoheit über die Gerichtsbarkeit in einer Stadt. Mussten diese Privilegien abgegeben werden, hätten einige Bischöfe und andere hohe Geistliche deutliche Machteinbußen und finanzielle Verluste hinnehmen müssen. Aus diesem Grund war ihre Empörung über den geheimen Vertrag von Sutri so groß, dass der Papst ihn nicht durchzusetzen vermochte. Um endlich eine Lösung zu finden, wurden neue Verhandlungen zwischen Kirche und weltlicher Macht angesetzt. Diese blieben jedoch ohne Erfolg, da sich Paschalis II. weigerte auf das im Vertrag von Sutri erlangte alleinige Investiturrecht durch Geistliche zu verzichten, dem König aber keine in dessen Augen angemessene Gegenleistung anbieten konnte.
In der Folge ließ Heinrich V. in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar Papst Paschalis II. und zahlreiche Kardinäle festnehmen. Am 11. April wurde schließlich der Vertrag von Ponte Mammolo zwischen König und Papst ausgehandelt, in dem Heinrich V. die weltliche Investitur mit Ring und Stab zugesichert wurde und gleichzeitig wurde ihm die Kaiserkrönung versprochen. Im Gegenzug sicherte der König die Freilassung der gefangenen Geistlichen zu.
Zwei Tage später, am 13. April 1111 wurde Heinrich V. von Papst Paschalis II. im Petersdom zum Kaiser gekrönt. Der Investiturstreit war damit aber noch längst nicht beigelegt, sondern sollte erst im Wormser Konkordat im Jahr 1122 ein Ende finden.
Bereits im März 1112 hatte die Kurie in Rom die Abmachungen aus dem Vertrag von Ponte Mammolo, der nach ihrer Auffassung unter Zwang zu Stande gekommen war, was sicherlich keine aus der Luft gegriffene Behauptung war, widerrufen, sodass der Investiturstreit erneut angeheizt wurde.
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