Bruder Werner Leinhard in seinem Tagebuch von 1537: Gründung des Augustinerordens (9. April 1256)
Nun stellt dieser Luther alles auf den Kopf, was die Geschichte mühsam errungen hat, dabei sollte er doch wissen, dass Gott ihn dazu bestimmt hat, sein Leben in unserem Orden zu führen und sich an die Regel des Heiligen Augustinus, unseres Urvaters, zu halten. Schließlich wurde er durch ein übernatürliches Ereignis, ein Zeichen Gottes, davon überzeugt, seinen Leben in den Dienst der Kirche zu stellen und in unserem Orden zu dienen.
Doch was geschieht stattdessen? Er treibt die Spaltung der Kirche voran, er stellt alles in Frage was seit Jahren als gut und von Gott gegeben betrachtet wurde. Was soll nun aus der Kirche, ja aus der gesamten Menschheit werden?
Seit kurzem liegt nun eine Bibel vor, die Luther übersetzt hat – in die Volkssprache. Gestern gab mir der Prior ein Exemplar, das ich gut in unserer Bibliothek verwahren solle. Natürlich habe ich mich inzwischen mit diesem Buch beschäftig und wage es nicht eine Prognose zu wagen, was dieses Buch noch anrichten wird. Die Macht der Kirche wird untergraben, die Menschen werden aus der Kirche fernbleiben und denken, sie können fortan ihre eigene Religiosität leben ohne den Rat der Kirche anzunehmen.
Nun steht auch unsere Tradition auf dem Spiel, die Tradition des Augustinerordens, der sich mühsam entwickeln musste, ehe er in der heutigen wahren Form hervortreten konnte.
Durch die päpstliche Bulle „Licet Ecclesia“ von Papst Alexander IV. Wurde am 9.April 1256 der Augustinerorden aus verschiedenen norditalienischen Bettelorden gegründet. Der lateinische Name des Ordens lautete bis 1963 Ordo Eremitarum Sancti Augustini. 1963 wurde der Namensteil Eremitarum durch den Papst gestrichen, da dieser kein Wesensmerkmal des Ordens darstellte.
Das Leben der Ordensmitglieder ist an der Augustinusregel ausgerichtet, die auf Augustinus von Hippo, einem bedeutenden christlichen Kirchlehrer aus dem frühen Mittelalter (4./5. Jahrhundert) zurückgeht. Augustinus gründete in Nordafrika Klöster, in denen die Mönchen nach seiner Regel lebten. Das Mönchswesen der Augustiner verbreitete sich von Nordafrika aus rasch in ganz Europa. Es bildeten sich in der Folge verschiedene Orden und Eremitenverbände, die sich an der Regel des Heiligen Augustinus orientierten, zu diesen gehörten die Johannboniten, Wilhelmiten und Brittanier.
In der Phase der großen Ordensgründungen im 12. und 13. Jahrhundert, als der Dominikanerorden, Franziskanerorden und Karmeliterorden entstanden, fasste Papst Alexander IV. schließlich alle Gemeinschaften, die nach der Regel des Heiligen Augustinus lebten, zum Augustinerorden zusammengefasst.
Bereits seit einigen Jahren hatte es in der Toskana eine Bewegung gegeben, in der sich einige Eremitenverbände, die nach der Augustinusregel lebten, zusammengeschlossen. Diese Bewegung wurde von Papst Innozenz IV. unterstützt.
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