Monatsarchiv für März 2008

Omar al-Bukir, liberaler Islamgelehrter: Zerstörung der Buddha Statuen von Bamiyan durch die Taliban (12. März 2001)

Mittwoch, den 12. März 2008

Die Welt ist ärmer geworden -
nicht nur die buddhistische Kultur, sondern die menschliche Kultur an sich.
Eines ihrer bedeutendsten religiösen Kunstwerke beraubt, von einer Gruppe Fanatiker, die von sich behaupten, dies im Namen Gottes, ja gar nach dessen Wunsch getan zu haben.
Wie aber könnte Gott dies verlangen?Die größere der Buddha Statuen von Bamiyan vor der Zerstörung
Nein, nicht der Wille eines Gottes war diese Schandtat, sondern nur die Tat einiger geisteskranker Anhänger einer pervertierten Form unserer Religion.
Sie nennen sich Moslems, sie behaupten sie würden Allah verehren und den Worten des Propheten folgen.
Was aber am Ende bleibt ist nur ihre Predigt von Hass und Verachtung, fernab von Allah fristen sie, die sich Taliban nennen, ihr jämmerliches vom Scheitan bestimmtes Dasein.
Das was sie Verehrung Gottes nennen ist nichts mehr als die Erfüllung der Werke Satans.
Sie haben vielen Menschen im Namen ihres Glaubens Tod und Leid gebracht. Nun wollen sie nicht mehr nur das Leben der Menschen vernichten, die sie Ungläubige nennen, sondern auch deren Kultur zerstören, sie gatr ausmerzen – und am Ende durch Nichts ersetzen, denn ihnen selbst ist jede Kultur fremd.
Sie zerstören im Namen Gottes das, was Menschen überhaupt nur durch den göttlichen Funken erbauen konnten.
Denn stammt nicht all unser Können, sei es handwerkliches Geschick, seien es die Kräfte des Geistes am Ende von Gott?
Und was könnte da ein größeres Zeichen für Gottes Wirken im Menschen sein, als ein solches Kunstwerk, erbaut aus dem Zusammenwirken der dem Menschen von Allah verliehenen Fähigkeiten des Körpers und des Geistes.
Und war es denn wirklich Ausdruck eines anderen Gottes? Wie kann man so etwas nur glauben? Wenn man daran glaubt, dass Allah, sein Name sei gepriesen, der einzige Gott ist, der über das Schicksal der Menschen wacht, wie könnte es denn dann sein, dass diese Werke überhaupt der Inspiration durch einen anderen Gott entspringen?
Es gibt nur diesen einen Gott. Aber alle Religionen entspringen ihm, sind immer nur Ausdruck der kulturellen Unterschiede der Menschen, denen sie offenbart wurden.
Welcher Mensch, der an die Allmacht Allahs glaubt, könnte denn annehmen, dass es diesem allmächtigen Gott nur möglich gewesen sein soll, sich in einer Form zu offenbaren?
Nun ist die Welt aber ärmer geworden. Eines Ausdrucks der umfassenden Göttlichkeit beraubt durch Menschen, die Gott so fern stehen, wie Menschen dies überhaupt nur können.
Nicht ins Paradies wird sie ihre schändliche Tat führen, sondern nur zu Satan, denn der ist es, der in Wirklichkeit die Geschicke derjenigen lenkt, die sich Taliban nennen – und die Geschicke all derer auf der Welt, die denken, es sei möglich den Glauben mit Feuer und Schwert, mit Bomben und Panzern, mit Hass und Verachtung zu verbreiten.

Am 12. März 2001 kam es unter dem Terrorregime der Taliban in Afghanistan zu einem Akt kultureller und religiöser Barbarei, als die Buddha Statuen von Bamiyan im Hochtal von Bamiyan zerstört wurden.
Jeder Versuch der internationalen Gemeinschaft, die Tat, die auf direkten Geheiß des Taliban-Führers Mullah Omar begangen wurde, abzuwenden, scheiterte.
Mit den Buddha-Statuen wurden zwei Bauwerke zerstört, die zu den wichtigsten Denkmälern buddhistischer Kultur und Religion zählten und auch in ihren Ausmaßen von größter Bedeutung waren, da es sich um die größten Buddha Statuen der Welt handelte. Die größere Statue (53 Meter hoch) stellte den Buddha des uns vorausgegangen Zeitalters, Buddha Dipankara („Anzünder der Leuchte“), der im 4. Jahrtausend vor Christus gewirkt haben soll, dar. Die kleinere Statue (35 Meter hoch) den Buddha unseres Zeitalters, Buddha Shakyamuni. Der Name Buddha Shakyamuni („der Weise der Shakaya“) steht für Siddharta Gautama, den Begründer der buddhistischen Religion.
Schon mehrfach in ihrer Geschichte waren die Statuen, die in der Zeit zwischen 500 und 550 n.Chr geschaffen wurden, der Gefahr der Zerstörung ausgesetzt.
Erstmals wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des siebten Jahrhundert im Zuge der Eroberung Afghanistans durch die aus Persien vordringenden islamischen Araber. Im Zuge dieser Expansion sollen die Einwohner der Region, in der die Statuen standen, auch eine dritte, mit angeblich mehr als 300 Meter noch größere Buddhadarstellung in liegender Form verschüttet haben, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Bis heute wurde diese Statue allerdings nicht entdeckt.
Zwar stand die Region auch vor der islamischen Expansion unter der Herrschaft einer nichtbuddhistischen Nation, der aus Persien stammenden Dynastie der Sassaniden. Die Sassaniden des frühen 7. Jahrhunderts waren aber wahrscheinlich, wenn auch in der Mehrzahl durch den Zoroastrismus (zurückgehend auf den Religionsstifter Zarathustra) geprägt, in religiösen Fragen anderen Religion gegenüber offen und tolerant.
Erst mit dem Vordringen des Islam bestand eine massive Zerstörungsgefahr für die bedeutenden Kultur- und Religionsdenkmäler.
Ab der Frühzeit der islamischen Herrschaft waren die Statuen nun dem Versuch der Zerstörung ausgesetzt. Zunächst beraubte man die Statuen ihres Schmuckes, der, wenn man zeitgenössischen Schilderungen Glauben schenkt, unter anderem aus einem Goldüberzug der kompletten Bildnisse bestand. Dies geschah um ihre Gesichter zu zerstören, womit dem islamischen Bilderverbot Genüge getan wurde.
Die Zerstörungsversuche setzten sich bis ins 17. Jahrhundert fort, aber die Statuen konnten, wenn auch schwer beschädigt, Stand halten.
Die größere der Buddha Statuen von Bamiyan nach der ZerstörungErst den Taliban gelang es dann im Jahr 2001 das barbarische Werk zu vollenden. Zwar widersetzten sich die Statuen zunächst auch ihren Zerstörungsversuchen – so hielten sie einem 26tägigem Panzer- und Granatenbeschuss stand – am Ende aber wurden sie gesprengt.
Heute gibt es Diskussionen um den Wiederaufbau der Bildnisse, um sie für die Nachwelt wieder herzustellen, gleichzeitig gibt es aber auch Stimmen, die fordern, den aktuellen Zustand als Mahnmal beispielloser kultureller Barbarei zu erhalten.

Otto von Bismarck: Schulaufsichtsgesetz (11. März 1872)

Dienstag, den 11. März 2008

Otto von Bismarck über den Sinn des Kulturkampfs in einer Rede vor dem preußischen Herrenhaus am
10. März 1873:
Otto von Bismarck mit Pickelhaube„Die Frage, in der wir uns befinden, wird meines Erachtens gefälscht, und das Licht, in dem wir sie betrachten, ist ein falsches, wenn man sie als eine konfessionelle, kirchliche betrachtet.
Es ist wesentlich eine politische; es handelt sich nicht um den Kampf, wie unsern katholischen Mitbürgern eingeredet wird, einer evangelischen Dynastie gegen die katholische Kirche, es handelt sich nicht um den Kampf zwischen Glauben und Unglauben, es handelt sich um den uralten Machtstreit, der so alt ist wie das Menschengeschlecht, um den Machtstreit zwischen Königtum und Priestertum, den Machtstreit, der viel älter ist als die Erscheinung unseres Erlösers in dieser Welt, den Machtstreit, in dem Agamemnon in Aulis mit seinen Sehern lag, der ihm dort die Tochter kostete und die Griechen am Auslaufen verhinderte, den Machtstreit, der die deutsche Geschichte des Mittelalters bis zur Zersetzung des Deutschen Reiches erfüllt hat unter dem Namen der Kämpfe der Päpste mit den Kaisern, der im Mittelalter seinen Abschluß damit fand, daß der letzte Vertreter des erlauchten
schwäbischen Kaiserstammes unter dem Beil eines französischen Eroberers auf dem Schafott starb und dass dieser französische Eroberer im Bündnis mit dem damaligen Papste stand.
Dieser Machtstreit unterliegt denselben Bedingungen wie jeder andere politische Kampf, und es ist eine Verschiebung der Frage, die auf den Eindruck auf urteilslose Leute berechnet ist, wenn man sie darstellt, als ob es sich um Bedrückung der Kirche handelte. Es handelt sich um Verteidigung des Staates, es handelt sich um Abgrenzung, wie weit die Priesterherrschaft und wie weit die Königsherrschaft gehen soll, und diese Abgrenzung muss so gefunden werden, dass der Staat seinerseits dabei bestehen kann. Denn in dem Reiche dieser Welt hat er das Regiment und den Vortritt.“
(nicht fikitv)

Mit dem Schulaufsichtsgesetz, das am 11. März 1871 erlassen wurde, unterstellte Bismarck zusammen mit seinem Kultusminister Adalbert Falk alle Schulen der staatlichen Aufsicht und drängte damit die evangelische und katholische Kirche aus der Schulinspektion hinaus. Mit diesem Gesetz wurde die geistliche Aufsicht über sämtliche Schule beseitigt. Die Aufsicht über das höhere Schulwesen lag bereits seit 1787 beim Staat, in diesem Bereich vertreten durch das Berliner Oberschulkollegium.
Durch diese Maßnahme von 1872, die als ein Teil des Kulturkampfes, der zwischen Bismarck als Vertreter Preußens und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. in der Zeit zwischen 1871 und 1878 ausgetragen wurde, anzusehen. Als der Kulturkampf 1878 schließlich beigelegt wurde, wurden zahlreiche Gesetze dieser Zeit revidiert, das Schulaufsichtsgesetz war allerdings eines der wenigen Gesetze, das unangetastet blieb.
Dorfschule
Mit dem Schulaufsichtsgesetz handelte sich Bismarck die Ablehnung durch die Zentrumspartei und die evangelischen Konservativen Partei in Preußen ein.
Grund für die Verabschiedung des Schualaufsichtsgesetzes war, dass in den Teilen Preußens, in denen die polnischsprachige Bevölkerung dominierte der Unterricht von Geistlichen meist in der Muttersprache der Schüler abgehalten wurde, was zum Unmut Bismarcks führte, da es in seinem Bestreben lag, die deutsche Sprache in ganz Preußen zu verbreiten. Mit dem Gesetz versuchte er nun, die Geistlichen aus dem Unterricht zu verdrängen und damit die polnische Sprache in der Schule einzuschränken. Gleichzeitig fürchte Bismarck den Einfluss der Kirche auf den Staat und versuchte diesen dementsprechend einzugrenzen, sodass das Schulaufsichtsgesetz durchaus auch in diesem Zusammenhang gesehen werden kann, da es nun gelang, den Einfluss der katholischen Kirche bereits an der Wurzel des Volkes einzudämmen und zu kontrollieren.

Spontaner Gesang Jenenser Studenten: Proklamation der Farben Schwarz-Rot-Gold zu den deutschen Nationalfarben (9. März 1848)

Sonntag, den 9. März 2008

Wir hatten gebauet
ein stattliches Haus
und drin auf Gott vertrauet
trotz Wetter, Sturm und Graus.

Wir lebten so traulich,
so innig, so frei,
den Schlechten ward es graulich,
wir lebten gar zu treu!
Sie lugten, sie suchten
nach Trug und Verrat,
verleumdeten, verfluchten
die junge grüne Saat!

Was Gott in uns legte,
die Welt hat’s veracht’t,
die Einigkeit erregte
bei Guten selbst Verdacht!

Man schalt es Verbrechen,
man täuschte sich sehr;
die Form kann man zerbrechen,
die Liebe nimmermehr.

Die Form ist zerbrochen,
von außen herein,
doch, was man drin gerochen,
war eitel Dunst und Schein.

Das Band ist zerschnitten,
war Schwarz, Rot und Gold,
und Gott hat es gelitten,
wer weiß, was er gewollt!

Das Haus mag zerfallen –
was hat’s dann für Not?
Der Geist lebt in uns allen,
und unsre Burg ist Gott!

(‚Wir hatten gebauet’ von Daniel August von Binzer, 1819)

Fahne der Urburschenschaft auf der Wartburg

„Eben so werden die Bundesfarben der deutschen Vorzeit zu entnehmen seyn,
wo das deutsche Reichspanier schwarz, roth und golden war.“

wurde am 9. März 1848 vom Bundestag des Deutschen Bundes hinsichtlich der zukünftigen Fahne des Bundes beschlossen.
Damit nahm der Deutsche Bund Farben an, die aus einer Tradition stammten, die ihm eigentlich entgegen stand, war doch der Deutschen Bundestag ein Gremium von Fürstenvertretern und die erste bekannte Erwähnung des Dreiklang der Farben Schwarz-Rot-Gold stammt aus einem Lied, das der Burschenschafter Daniel August von Binzer zur erzwungenen Auflösung der Jenenser Urburschenschaft.
Diese Auflösung resultierte aus den Karlsbader Beschlüssen vom August 1819, in denen sich neben dem Verbot der Burschenschaften, deren Ziel es war, in Deutschland liberale und demokratische Reformen zu erreichen, auch ein Verbot der öffentlichen schriftlichen Meinungsfreiheit, die Überwachung der Universitäten, die Schließung der Turnplätze, die Zensur der Presse und die Entlassung mit einhergehendem Berufsverbot für liberal und national gesinnte Professoren fanden.
Dennoch wurden diese Farben, die die Jenenser Urburschenschaft führte, zu den deutschen Nationalfarben.
Die Geschichte der Farben geht, auch wenn man sie in der Nennung Schwarz-Rot-Gold, erst in dem eingangs genannten Lied findet, weiter zurück.
So bezog sich die Urburschenschaft bei der Wahl ihrer Farben auf die Uniform des Lützowschen Freikorps, einer bedeutenden Freiwilligeneinheit während der Befreiungskriege gegen die Napoleonische Besetzung.
Man kann die Farbkombination aber noch weiter zurückverfolgen, bis hin zum Wappen des Heiligen Römischen Reiches, das zu Beginn des 14. Jahrhunderts einen rotbewehrten goldenen Schild mit Schwarzem Adler zeigte.
Nach 1819 wurden die Farben mehr und mehr zum Symbol sowohl der deutschen Demokratie- als auch der Burschenschafterbewegung (trotz des Verbots der Burschenschaften, das bis April 1848 Geltung hatte) und so finden sie sich auch immer wieder als Symbol, wie zum Beispiel beim Hambacher Fest 1832 (meist allerdings nach burschenschaftlicher Tradition von unten, getragen, also so, dass das Schwarz den unteren Teil der Fahnen ausmachte).
Hambacher Fest 1832
Eine der ältesten Fahnen, die diese Farben (als Rot-Schwarz-Rot mit goldener Perkussion und goldenem Eichenlaub) zeigte gehörte ebenfalls der Urburschenschaft und kann heute auf der Wartburg in Eisenach betrachtet werden, die seit dem Wartburgfest von 1817 immer wieder ein beliebter Versammlungsort studentischer Korporationen war.
Die Farben blieben auch das Symbol der Revolution von 1848, deren Ziel es war, ein gesamtdeutsches Reich zu schaffen. Der Versuch der Inanspruchnahme der Farben durch die Fürsten des Deutschen Bundes misslang in der Folge und die Farben standen weiterhin vor allem für republikanisch-antimonarchistische Kräfte, deren Ziel die Errichtung eines demokratischen deutschen Nationalstaates war, woran auch ihr zeitweiliges Verbot nach dem Scheitern des Versuches einer Reichsgründung durch die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche nichts ändern konnte.
Bis heute stehen so Farben symbolisch für Deutschland und waren und sind seit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 die Farben aller deutschen Staaten, mit Ausnahme des Dritten Reiches als die Nationalsozialisten Schwarz, Weiß und Rot zu ihren Farben machten.